Rhino-Mania

So langsam zeigt unser Afrikavirus Wirkung bei unseren Freunden. Unsere vielen Reisen und Fotos weckten ihre Neugier und wir werden immer häufiger gefragt, ob wir uns eine gemeinsame Reise mit ihnen vorstellen könnten. Wir freuen uns natürlich über diese Anfragen und entschieden uns, die nächsten Buschferien mit einem frisch vermählten Ehepaar zu verbringen. Im Juni 2011 planten wir also zu viert nach Afrika in einen Nationalpark zu gehen, in dem die typischen afrikanischen Tiere vertreten sind, zumal es die erste Safari für unsere Begleiter war. Nachdem unsere letztjährige Reise im Krüger von Erfolg gekrönt war, entschlossen wir uns, unser Glück in diesem Park nochmals herauszufordern. Im Anschluss daran sollte es dann in südliches Gefilde gehen, genauer gesagt in die Provinz KwaZulu Natal, wo auch wir als "Wiederholungstäter" Neuland betraten.  

Die Reise bestand aus einer Mischung von Selbstfahrertour und Übernachtungen in Lodges, in denen wir uns entspannen und verwöhnen lassen konnten. Trotz kurzfristiger Buchung waren die von uns gewünschten Unterkünfte überraschenderweise alle verfügbar. Die Wirtschaftskrise scheint auch die Auslastung der teuren Camps zu beeinträchtigen. Schon nach kurzer Zeit, und gerade noch rechtzeitig vor meiner Abreise im März 2011 nach Botswana, war die Reservation abgeschlossen und alle Unterkünfte fixiert.  

Obwohl ich erst kürzlich von einer Afrikareise zurückkehrte, zählte ich sehnsüchtig die verbleibenden Wochen und Tage bis zum Abreisetag. Afrika hat es mir angetan und ich war sehr gespannt, was uns auf der erneuten Entdeckungsreise durch Südafrika erwarten würde.

 

Freitag, 10. Juni 2011: Zürich - Johannesburg

Am Flughafen in Zürich trafen wir unsere Freunde, Sabrina und Silvan. Wie immer auf Afrikareisen mussten wir uns bei den Kofferrucksäcken keine Sorgen um Übergewicht und Toleranzgrenzen machen. Unsere Taschen wogen lediglich 15kg, die wir problemlos eincheckten. Ganz anders sah es bei unserem Handgepäck aus, denn alleine mit unserer neuen Fotoausrüstung schöpften wir das Gewichtslimit aus. Dafür interessierte sich aber glücklicherweise niemand. Beim Bording liessen wir uns die Last des prall gefüllten Fotorucksacks nicht anmerken. Die Crew begrüsste uns freundlich und wir nahmen auf unseren Sitzen in der Economy Klasse platz. Da ich bereits gegessen hatte, musste ich nicht mal mehr das Abendessen abwarten. Ich war müde und sank schon kurze Zeit nach dem Start in einen leichten Schlaf.

 

Samstag, 11. Juni 2011: Johannesburg – Krüger Nationalpark (Skukuza)

Das Frühstück auf dem Swiss Flug fiel erstaunlicherweise sehr bescheiden aus (hoffentlich war das eine Ausnahme). Ich war froh über die mitgebrachten Sandwiches, die mir am Tag über die Runden helfen würden. Wir durften uns bloss nicht von den Polizeihunden am Flughafen in Johannesburg erwischen lassen. Nach der Passkontrolle teilten wir uns deshalb auf. Während Marcus und Silvan aufs Gepäck warteten, schlenderten Sabrina und ich mit dem Tagesproviant, welcher gut verstaut in den Taschen lag, Richtung Ausgang. Unsere Rechnung ging prompt auf. Die Hunde waren alle im Bereich der Gepäckausgabe im Einsatz, nicht aber im kleinen Shop in der Nähe des Zolls. Auch die Zollkontrolle passierten wir problemlos und begaben uns anschliessend zur Autovermietung von Budget, wo wir unseren Honda für die nächsten zwei Wochen entgegennahmen. Es dauerte etwas länger, bis wir unsere Gepäckstücke im Auto optimal verstaut hatten. Dann ging es los. Ich übernahm das Steuer und Marcus lotste mich wie immer wie auf Schienen aus der Stadt, während Sabrina und Silvan die neuen Eindrücke auf sich wirken liessen. Die Fahrt ging via Benoni und Witbank nach Nelspruit, wo wir unseren Einkauf für die nächsten fünf Tage tätigten, und weiter über White River zum Numbi Gate. Marcus und ich erinnerten uns vor allem auf dem letzten Streckenabschnitt an viele Landmarks und Strassenhändler, zumal wir dieselbe Strecke bereits vor einem Jahr zurückgelegt hatten. Je näher wir der Parkgrenze kamen, desto aufgeregter waren wir und mit jedem gefahrenen Kilometer wuchs die Freude auf die bevorstehenden Tage. An der Grenze erledigten wir schnell die Formalitäten und konnten um 15.30 Uhr endlich mit der Pirschfahrt beginnen. Unser Tagesziel war das Skukuza Rastlager, das wir bis 17.30 Uhr erreicht haben mussten. Um nicht schon am ersten Abend ins Strudeln mit dem Campeinschluss zu kommen, mussten wir etwas zufahren. Schon bald nach dem Parkeingang entdeckte Sabrina ihren ersten freilebenden Elefanten im hohen Gras. Sie war richtig aus dem Häuschen! Kurz darauf beobachteten wir eine Gruppe Hornraben, die neben der Strasse patrouillierten. Der Höhepunkt der Pirsch war dann aber eine Elefantenherde, die zügigen Schrittes auf die Strasse, und somit auf uns, zukam. Eng beieinander wirkten die grauen Riesen noch eindrucksvoller. Schnell brachte ich unser Auto aus der „Schusslinie“, immer die Aufmerksamkeit auf die Elefanten gerichtet. Es war ein aufregender Moment und mein Herzschlag erhöhte sich ganz schön stark als die Gruppe näherkam. Es gab jedoch keinen Grund zur Sorge, wie sich kurze Zeit später herausstellte (im Nachhinein ist man immer schlauer). Die Dickhäuter waren friedlich, passierten wenige Meter vor uns die Strasse und verschwanden ebenso schnell wieder im Busch, wie sie aufgetaucht waren. 

Am Abend bezogen wir unsere beiden Bungalows, die direkt nebeneinander lagen. Das Abendessen fiel mit Salat, belegten Broten, Biltong und Chips eher bescheiden aus. Aber das gehört für uns mittlerweile, genauso wie die Tierbeobachtungen, zum Erlebnis einer Safari. Kurz vor dem zu Bett gehen sahen wir sogar noch ein kleines niedliches Buschbaby auf dem Baum herumturnen. Zufrieden fielen wir ins Bett und lauschten den Geräuschen der Nacht. 

Sonntag, 12. Juni 2011: Krüger Nationalpark (Skukuza – Olifants)

Voller Tatendrang verliessen wir um 6.00 Uhr das Camp. Der Loop auf der H1-1/H1-2, der zurück nach Skukuza führte, war wenig ergiebig. Deshalb verzichteten wir auf den vollen Rundweg, kehrten frühzeitig um und bogen in die Hauptstrasse Richtung Satara ein. Aber auch auf dieser Strecke war nichts ausfindig zu machen. Endlich begegneten wir einem Paviantrupp, der sich entlang der Strasse aufhielt. Besonders amüsant war die Fingerfood-Technik eines stattlichen Pavianmännchens, das aus einer Baumstammritze irgendwelche Leckereien heraus grübelte. Das Verhalten war verblüffend ähnlich wie jenes des Menschen. Etwas weiter vorne sass ein schüchternes Affenbaby auf dem Asphalt und warf uns einen unschuldigen Blick zu.

Auf der Weiterfahrt kamen wir an zwei kleinen Steinböckchen vorbei und entdeckten dann, ganz zu Sabrinas Freude, einige Giraffen am Wegrand. Es ist faszinierend zu sehen, wie sie ihre langen Zungen geschickt an den spitzigen Dornen vorbei manövrierten, um an die kleinen Blätter der Akazienbäume zu kommen. Danach sahen wir etliche Kuduböcke, eine Elefantenherde, viele Wasserböcke und eine grosse Büffelherde. Seit ich auf der letzten Reise im Krüger eine Schlange mit einem Ast verwechselte und diese beinahe überfahren hätte, hielt ich vermehrt Ausschau ob beziehungsweise was auf der Strasse lag. Trotz meiner Vorsicht erkannte ich die Schlange zu spät. Ich bremste abrupt und fuhr zurück. Es war eine junge Pythonschlange, die zu unserem Bedauern schon nach wenigen Augenblicken zurück ins Gebüsch kroch. Irgendwie schienen sich die Tiere an diesem Tag gegen Marcus verschworen zu haben, denn abgesehen von wenigen Ausnahmen waren alle unsere Tierbeobachtungen auf der rechten Strassenseite. Marcus sass auf dem Beifahrersitz (also links) und ärgerte sich ein bisschen, dass er bezüglich Schlangenfotos leer ausging.  

Im Rastlager Satara stoppten wir für einen Einkauf im Shop, um die Knabbervorräte für die Weiterfahrt aufzustocken. Dazu gehörten typischerweise getrocknete Mangostücke sowie Chips und Biltong. Dann mussten wir los, schliesslich hatten wir noch einen weiten Weg bis Olifants vor uns. Unweit von Satara entdeckten wir dank anderen Touristen fünf Breitmaulnashörner, die faul im Schatten lagen. Sie waren weit weg und ohne Feldstecher wären wir chancenlos gewesen. Trotzdem gelangen uns dank Konverter ein paar gute Fotos. Wir verweilten einen kurzen Moment dort, mussten dann jedoch aufgrund der fortgeschrittenen Zeit weiterziehen. So kam es, dass wir eine riesige Gruppe Strausse links liegen lassen mussten ohne auch nur ein einziges Foto zu schiessen. Was für eine Schande! Wir verfluchten den Campeinschluss, der im Juni bereits auf 17.30 Uhr gelegt war. Zu gerne hätten wir mehr Zeit gehabt an diesem Nachmittag, an dem es an jeder "Ecke" etwas zu sehen gab. Wenige Kilometer vor Olifants nahmen wir uns dann doch noch Zeit für ein paar Zebras und Impalas, die sich in wunderschönem Sonnenlicht präsentierten. Schliesslich düsten wir wie bekloppt mit Vollgas Richtung Camp und passierten mit einer zweiminütigen Verspätung das Tor, das glücklicherweise noch offenstand. 

Wiederum lagen unsere beiden Bungalows direkt nebeneinander. Ich war gespannt auf das Camp, von dem ich schon so viel Gutes gelesen habe. Zu meiner Überraschung waren aber die Hütten bezüglich Komforts ein echter Niveauabstieg zu Skukuza. Es muss anscheinend einzig an der Lage liegen (toller Weitblick über das Flusstal), weshalb die Kritik des Rastlagers dermassen gut ausfiel. Schnell brach die Nacht herein und wir bereiteten unser einfaches Abendessen zu. Danach gingen wir zu Bett und freuten uns bereits auf den nächsten, hoffentlich ebenso erlebnisreichen Tag.

Montag, 13. Juni 2011: Krüger Nationalpark (Olifants)

Vor dem Sonnenaufgang um 6.00 Uhr waren wir startklar und konnten auf die Pirsch gehen. Schon bald mussten wir feststellen, dass wir für unser (gezwungenermassen) verschwenderisches Verhalten am Vortag böse bestraft wurden. Der Busch war leer an diesem Morgen. Nicht einmal Impalas waren anzutreffen, die uns über die erfolglose Morgenpirsch hätten hinwegtrösten können. Auch im Flussbett, auf das wir von einer grossen Betonbrücke hinunterschauen konnten, war nichts auszumachen. Am anderen Ende der Brücke posierten dann wenigstens drei junge Grüne Meerkatzen auf dem Geländer. Vor dem unverschämten Äffchen, das in der Mitte sass, war offensichtlich nichts sicher. Es klaute seinem Kollegen sogar noch das Blatt aus dem Mund und steckte es in den Eigenen. Tja, selber fressen macht feiss! Wir gingen weiter, immer noch erfolglos, obwohl wir uns fast die Augen aus dem Kopf starrten. Wir entschieden uns für den Rundkurs via Old Main Road nach Satara und zurück nach Olifants. Kurz nach der Verzweigung von der Ngotso Weir Road auf die Old Main Road erhaschten wir einen Blick auf eine junge Hyäne. Leider war sie etwas weit weg und zudem gut versteckt hinter den Büschen. Aufgrund der vielen weissen Hinterlassenschaften und dem intensiven Geruch vermuteten wir, dass es sich nicht nur um ein einzelnes Tier handeln würde. Wir verweilten an dieser Stelle in der Hoffnung, die Jäger besser zu Gesicht zu bekommen. Zwar konnten wir noch weitere Hyänen hinter den Sträuchern ausmachen und hatten somit unsere Annahme bezüglich Baus bestätigt, aber eine bessere Sicht gewährten uns die Viecher nicht. So zogen wir weiter, vorbei an drei grossen Elefantenbullen und erreichten schliesslich Satara. Im Camp deckten wir uns wie immer im Shop mit Leckereien ein und informierten uns an der obligatorischen Tafel bei der Rezeption, was wo in der Gegend gesichtet wurde. Besonders die Raubkatzen hatten es uns angetan und so hielten wir Ausschau nach den roten (Löwe), schwarzen (Leopard), weissen (Gepard) und gelben (Wildhund) Magneten auf der Tafel. Auch auf der von uns eben zurückgelegten Strecke wurden offensichtlich Katzenbeobachtungen gemacht. Wir hörten die Löwen zwar leise Brüllen, als wir einen Biostopp einlegten, konnten sie aber weit und breit nirgends sehen. Das erfolglose Herumtuckern machte hungrig. Der Parkplatz in Satara war ein ideales Örtchen für eine Mittagspause. Während wir auf unseren Broten herumkauten, liessen wir unsere Blicke umherschweifen und entdeckten eine Zwergohreule in einer Astgabelung. Verzweifelt suchte sie etwas Schlaf zu finden, was bei diesem regen Betrieb im Rastlager jedoch auch für die kleinste Eule (10cm) eine echte Herausforderung darstellte. Immer wieder öffnete sie ihre Augen und blinzelte uns an.  

Nach der Mittagspause machten wir uns erneut auf die Suche nach Fotomotiven. Die Tiere hielten sich jedoch nach wie vor gut versteckt. Nur ein Paviantrupp führte in einem Baum ein Affentheater auf. Immer wieder stimmten die Affen in den "Chor" ein, was sich zugegebenermassen lustig anhörte. Ansonsten waren die Paviane weniger mein Fall, aber zumindest amüsierten sich meine Reisebegleiter köstlich. Wir erreichten die grosse Betonbrücke in der Nähe von Olifants, wo es den Besuchern erlaubt ist, das Fahrzeug zu verlassen. Das liessen wir uns natürlich nicht entgehen, zumal es eine Wohltat war, sich nach dem langen Sitzen etwas strecken zu können. Bewaffnet mit unseren Foto- und Videokameras schlenderten wir entlang des Brückengeländers und suchten geeignete Opfer, die wir dann auch tatsächlich fanden. Eine Elefantenherde mit einigen Jungtieren hielt sich im Flussbett auf. Nacheinander durchquerten sie den Fluss. Die Jungen hingen dicht an den Fersen der Grossen, trotzdem wurden sie von der Strömung beinahe weggespült. Der Kleinste schaffte es mit letzter Kraft ans andere Ufer, wo bereits die anderen Halbwüchsigen warteten und ihn zurück ins Wasser schubsten. "Kinder" können wirklich gemein sein… Die Leitkuh führte ihre Herde unter der Brücke durch auf die andere Seite, wo das Gerangel unter den Kleinsten weiterging. Kicken, Pöbeln und Stossen – das volle Programm war dabei. Zum Schluss lieferten sie sich noch ein Wettrennen bevor die Herde das Flussbett verliess. Ich filmte die ganze Szene, musste mich dabei aber zusammenreissen und mir das Lachen verkneifen, damit das Bild nicht zu sehr verwackelte. Diese Elefantenbeobachtung war der unumstrittene Höhepunkt des Tages!

Wiederum waren wir viel zu spät und donnerten mit überhöhter Geschwindigkeit Richtung Camp. Zwei Kilometer vor dem Tor wurden wir jedoch von einer Büffel-Strassensperre aufgehalten. Die Tiere hatten (natürlich) alle Zeit der Welt und überquerten gemächlich die Strasse. Wir hätten uns problemlos durch die Herde schlängeln können, wenn uns nicht ein Fahrzeug die Durchfahrt versperrt hätte. Es schlossen immer mehr Autos auf und bildeten schliesslich eine Blechkolonne. Minute um Minute verging und wir kamen nicht vom Fleck. Es war bereits nach 17.30 Uhr, mittlerweile waren wir alle nervös. Endlich konnten wir die tierische Strassensperre hinter uns lassen und die letzten Kilometer zurücklegen. Mit Schrecken mussten wir feststellen, dass das Tor um 17.36 Uhr bereits geschlossen war. Eine Parkhüterin kam auf uns zu und streckte uns eine Liste unter die Nase, auf der wir uns wegen Regelverstoss registrieren mussten. Silvan kritzelte in einer unlesbaren Schrift irgendeinen Namen und ein Fahrzeugkennzeichen auf das Blatt. Wir wussten schliesslich nicht, welche Konsequenzen das haben würde und wollten uns keinen Ärger einhandeln. Die Dame prüfte unsere Angaben nicht und somit war die Angelegenheit (für uns) erledigt. Wir passierten die Einfahrt und fuhren nach einem kurzen Stopp beim Laden zu unseren Bungalows.  

Heute stand ein Menueplan-Wechsel auf dem Programm. Das Restaurant im Camp war ziemlich komfortabel und dennoch wenig besucht. So assen wir gut und vor allem schnell und trotzdem relativ günstig. Nach dem Abendessen zogen wir uns aufs Zimmer zurück und arbeiteten uns durch die Fotoausbeute, um an Speicherplatz zu gewinnen. Danach war es höchste Zeit, ins Bett zu gehen, schliesslich war am nächsten Morgen schon wieder früh tagwach.

Dienstag, 14. Juni 2011: Krüger Nationalpark (Olifants – Satara)

Neuer Tag, neues Glück, das hofften wir zumindest. Der dunkle Nachthimmel weichte an diesem Morgen nur langsam und das tierische Angebot war noch immer flau. Es war wirklich zum Verzweifeln. Wir planten diesmal auf der Hauptstrasse nach Satara zu fahren. Hin und wieder stoppten wir für einen Blick auf Impalas, Kudus oder einen Sattelstorch. Ansonsten gab's nicht viel Aufregendes zu sehen. Deshalb hielten wir im Rastlager und konsultierten die Sightings-Tafel. Nicht, dass dies ein Garant für Tierbeobachtungen wäre, aber es war immerhin ein Indikator, wo sich die Tiere ungefähr aufhielten. Während wir die Beobachtungen studierten, kamen wir mit einer Frau ins Gespräch, die den sechser im Lotto (beziehungsweise im Busch) hatte: Löwe, Leopard, Löwe – alles an einem Vormittag und in dieser Reihenfolge. Wir waren neidisch, zumal wir den exakt gleichen Streckenabschnitt auch gefahren sind, nur hatten wir eben nicht das Glück des Augenblicks.  

Für den Nachmittag wählten wir den Rundkurs via Gudzani Wasserstelle. Die ersten Tiere auf der Pirschfahrt waren wiederum Affen, diesmal aber Vervet Monkeys. Aufgrund eines knutschblauen Körperteils haben sie auch den Übernamen "blue ball monkeys". Je knalliger desto attraktiver, das finden zumindest die Affenweibchen. Wenige Meter entfernt tauchten erneut Paviane auf. Die Jungen liessen sich auf dem Rücken der Mutter transportieren. Normalerweise sind ja Jungtiere niedlich, aber bei den Pavianen kann ich das wahrhaft nicht unterschreiben. Die sind meiner Meinung nach in jungen Jahren noch hässlicher. Wir fuhren weiter und stiessen auf Verkehr. Das hatten wir in den letzten Tagen nicht häufig erlebt. So reihten wir uns hinter dem letzten Fahrzeug ein und suchten neugierig die Umgebung ab. Bei so vielen Autos musste doch etwas Spezielles in Sicht sein. Auf meinen fragwürdigen Blick hin erklärte mir ein Fahrer eines entgegenkommenden Fahrzeugs, dass er einen Leopard von einem Baum hinunter klettern sah und nun nach ihm suche. Aber das Gras war viel zu hoch, als dass man die Katze noch hätte sehen können. Wie alle Tage zuvor waren wir auch an diesem Abend verspätet, als dass wir bei erlaubter Maximalgeschwindigkeit das Camp noch rechtzeitig hätten erreichen können. Silvan drückte aufs Gaspedal und machte etwas Boden gut. Dann tauchte erneut eine stehende Autokolonne vor uns auf. Wir reduzierten das Tempo und sahen uns um. Diesmal war es kein Fehlalarm. Ein friedlicher Rhinobulle graste auf einer kleinen offenen Ebene. Er hatte, wie es schien, eine ausgiebige Wellness-Schlammpackung genossen. Seine Haut war beinahe schwarz und überall klebten kleine Schlammklumpen. Unsere Kameras liefen auf Hochtouren. Wir zögerten die Weiterfahrt bis auf die letzte Minute hinaus. Dann mussten wir uns schweren Herzens vom Nashorn trennen. Aber wir waren nicht die Einzigen. Eine ganze Karawane donnerte wie bekloppt mit Vollgas Richtung Camp und hinterliess eine mächtige Staubfahne. Kurz vor dem Camp spazierte sogar noch ein Leopard über die Teerstrasse. Es war immer das Gleiche: tagsüber sahen wir nichts und am Abend, wenn wir zurück ins Camp mussten, häuften sich die spannenden Beobachtungen. Mit Bleifuss brachten wir die letzten Kilometer hinter uns und flogen durch das Tor. Die Parkhüterin stand schon am Gatter, wartete jedoch grosszügigerweise noch, bis wir die Einfahrt passierten. Es war bereits wieder zwei Minuten nach halb sechs - Schwein gehabt!

Mittwoch, 15. Juni 2011: Krüger Nationalpark (Satara)

Obwohl Satara DAS Camp für Löwen ist, war es ruhig in der Nacht. Pünktlich verliessen wir das Rastlager für unsere Morgenpirsch und bogen in dieselbe Schotterstrasse ein, auf der wir am Vortag das Nashorn entdeckten. Die begehrten Raubtiere wie Löwen, Leoparden, Geparde und Wildhunde suchten wir bis anhin vergeblich. Langsam schwand die Hoffnung, diese Tiere im Krüger überhaupt noch zu sehen. An diesem Morgen ereilte uns dann aber doch noch das Glück: Eine grosse Löwendame stand plötzlich vor uns und kam direkt auf uns zu. Ihr Blick war sehr konzentriert. Schnell änderte ich unsere Fahrtrichtung und brachte uns damit in Pole Position. Auf Augenhöhe fuhren wir neben der majestätisch schreitenden Löwin her. Die Fenster standen alle offen; die Raubkatze bloss eine Armlänge von uns entfernt. Das war Adrenalin pur! Als wir nach vorne blickten, sahen wir eine zweite, ebenfalls sehr grosse Löwin in zartem Sonnenlicht. Seite an Seite verliessen die Raubkatzen die Schotterpiste und durchquerten stolz die Savanne. Wir schauten ihnen hinterher, bis sie nur noch kleine Punkte waren. Zu schade, dass man im Krüger nicht von der Strasse abweichen darf!  

Wir drehten noch eine kleine Runde bis zur Wasserstelle Gudzani. Dort war jedoch weit und breit nichts zu sehen. Also ging es wieder zurück, über die Teerstrasse H1-3 hinweg, bis zum Nsemani See, der westlich von Satara liegt. Eine grosse Gruppe Nilpferde sonnte sich auf der Landzunge. Von weiteren tonnenschweren Kolossen ragten gerade einmal die winzigen Ohren aus dem Wasser. Dann tauchte eine kleine Hippofamilie mit einem Jungtier auf. Sie trotteten ins Wasser und verschwanden von der Oberfläche. Die drei schienen sehr fokussiert und ich vermutete, dass sie auf die näher gelegene Landzunge zu schwimmen würden. Volltreffer! In Einerreihe traten sie an Land, um sogleich auf der anderen Seite wieder im Wasser abzutauchen. Immerhin reichte es für ein Familienfoto. Später tauchte noch eine riesige Elefantenherde mit rund 30 Tieren am See auf, um den Durst zu stillen. Schade, dass die 560mm Brennweite unseres Teleobjektivs nicht ausreichend waren. 

Am Nachmittag stand die Wiederholungstour über die N’wanetsi Road via Gudzani Wasserstelle und zurück ins Camp auf dem Programm. Auf der Hinfahrt trafen wir auf Giraffen und prächtige Kuduböcke in wunderschönem Sonnenlicht. Aber wir waren hauptsächlich wegen den Katzen in diese Region gekommen, von denen jede Spur fehlte. Kurz vor der Wasserstelle deuteten viele stehende Fahrzeuge auf einen Treffer hin. Aufgeregt näherten wir uns und scannten die Landschaft – nichts. Freundlicherweise gab uns ein anderer Besucher den Hinweis, dass ein Löwe im hohen Gras versteckt liegt, jedoch nur die oberen 2cm seiner blonden Mähne sichtbar wären. Dank Feldstecher und etwas Fantasie konnten wir den Ort ausmachen, an dem der Pascha lag. Niemals hätten wir die Raubkatze ohne fremde Hilfe entdeckt, denn die Farbe der Gräser und des Löwen verschmolzen ton in ton ineinander. Gespannt verweilten wir an dieser Stelle und hofften auf eine bessere Sicht, zumal es langsam „Katzenzeit“ wurde. Endlich stand der Pascha auf. Zu unserer Erstaunung war auch noch eine Löwin in seiner Anwesenheit. Die beiden kopulierten regelmässig. Das Weibchen legte sich gleich nach dem Paarungsakt wieder hin, während der Pascha noch eine kurze Macho-Nummer abzog und den Chef markierte. Danach sank auch er wieder zu Boden. Schade, dass das hohe Gras uns dermassen die Sicht verdeckte und an schöne Fotos nicht zu denken war. Wir zögerten unsere Rückfahrt wieder bis aufs Letzte hinaus, denn es hätte ja sein können, dass sich das Liebespaar in besseres Gelände verschiebt. Bedauerlicherweise mussten wir zuerst das Feld räumen.

Zurück in Satara gab es ein schnelles, einfaches Abendessen, weil wir uns zum ersten Mal für eine geführte Nachtpirsch eingetragen hatten. Eingemummelt in diverse Fleeceschichten spazierten wir vor 20.00 Uhr zum Treffpunkt bei der Rezeption, wo sich viele Leute versammelten. Die Pirschfahrten nach Sonnenuntergang scheinen ein lukratives Geschäft für den Park zu sein. Es standen verschiedene Fahrzeuge im Einsatz: Ein riesiger Truck, der 20 Personen fasste und ein kleineres Geländefahrzeug für 12 Personen. Wir schafften es glücklicherweise auf den Landrover. Zu dritt sassen wir an einem „Fensterplatz“, während Sabrina einen Mittelsitz einnahm. Mir wurde einen Scheinwerfer in die Hand gedrückt und los ging’s. Gleich beim Verlassen des Rastlagers kreuzten wir eine Tüpfelhyäne auf ihrem allabendlichen Rundgang um das Camp. Anscheinend werfen Besucher teilweise Essensresten über den Zaun, was für die Hyäne natürlich gratis Mahlzeiten sind. Zügig galoppierte sie dem Hag entlang und verliess sich auf ihren ausgeprägten Geruchsinn. Nach wenigen 100 Metern auf der Teerstrasse bogen wir in eine Schotterpiste ein, die für "Normalsterbliche" gesperrt war. Ich hatte mich schon mehrmals gewundert, weshalb gewisse Strassen gesperrt sind. Nun war mir alles klar. Ich leuchtete mit dem Scheinwerfer auf den Boden und in die Bäume, um nach reflektierenden Augenpaaren Ausschau zu halten. Im Fokus standen die nachtaktiven Tiere, also jene, deren Augen bläulich oder rötlich schimmerten. Ich entdeckte einen Riedbock, mehrere Hasen und einen Schakal. Plötzlich preschte der Guide davon, sodass wir noch einen kurzen Blick auf den Leoparden erhaschen konnten, der die Strasse kreuzte. Wenige Augenblicke später wurde die Raubkatze wieder von der Dunkelheit verschluckt. Auch eine Eule posierte gelassen auf dem Weg. Marcus gelang sogar noch ein ganz tolles Bild vom Sternenhimmel und dem Vollmond. Um 22.00 Uhr waren wir zurück im Camp. Es war eine gute Ausbeute für knapp zwei Stunden im finsteren Busch. 

Donnerstag, 16. Juni 2011: Krüger Nationalpark (Satara) – Timbavati (Motswari Lodge)

Die letzte Morgenpirsch im Krüger Nationalpark stand an. Zum xten Mal fuhren wir die schmale Schotterpiste zur Gundzani Wasserstelle im Schritttempo auf und ab, die Augen konzentriert in den Busch gerichtet, in der Hoffnung auf irgendeine Bewegung. Nichts! Vereinzelt trafen wir auf ein paar Impalas, Gnus und Wasserböcke und kurz vor Satara begegneten wir einer Bachelor-Büffelherde. Die Bullen starrten uns überrascht an. Der Sound der Herde hörte sich wie immer dramatisch an. Ein stetiges, tiefes Dröhnen übertönte die anderen Geräusche. Da wir am Nachmittag in der Motswari Lodge erwartet wurden, mussten wir uns um 10.00 Uhr langsam auf den Weg Richtung Orpen Gate machen. Die Fahrt war grösstenteils ereignislos. Auf den letzten Kilometern wechselten wir deshalb auf den unbefestigten Rabelais Loop. Bei einer Wasserstelle erspähte Marcus eine Bewegung im Busch. Die charakteristische Silhouette löste eine Euphorie im Auto aus. Minuten später erhob sich ein Leopard und versteckte sich sogleich wieder hinter einem dichten Busch. Mehr als einen flüchtigen Blick konnten wir auf den hübschen Burschen leider nicht werfen. Wir versuchten die Büsche zu umrunden, indem wir von der anderen Zufahrt zur Wasserstelle vorstiessen, aber wir waren chancenlos. Zu viele Äste und Gestrüpp versperrten uns die Sicht. 

Schliesslich erreichten wir das Orpen Gate um 13.00 Uhr. Zu schade, dass wir aus diesem tollen Park bereits fortgehen mussten. Die fünf Tage vergingen viel zu schnell und ich hatte das Gefühl, dass wir mehr hätten sehen sollen / müssen. Wie auch immer, ich war innerlich noch nicht bereit, den Park zu verlassen. Für die verbliebene Strecke bis Motswari rechnete ich mit einer 1.5 Stunden Fahrt. Zeitlich hätte es nach dieser Rechnung längst gereicht, um rechtzeitig für den Nachmittag Game Drive zu sein. Dass wir dabei das Mittagessen in der Lodge verpassten, störte uns wenig. Gemäss dem Wegbeschreib von Google Maps betrug die geschätzte Fahrzeit aber drei Stunden. Verflixt! Marcus und ich hatten ein déjà-vu, denn vor der exakt gleichen Situation standen wir schon vor einem Jahr. Das Zeitproblem schien uns zu verfolgen. Wir verliessen also den Krüger und drückten ganz schön aufs Gaspedal. Einen Stau vor einer Baustelle kostete uns weitere wertvolle Minuten. Endlich erreichten wir das Gate ins Wildreservat. Erleichtert stellten wir fest, dass der Weg bis zur Lodge weiterhin geteert war. So kamen wir mit gutem Tempo voran und standen um 15.15 Uhr auf dem Parkplatz, wo wir schon lange erwartet wurden. Wir bezogen unsere Zimmer: Silvan und Sabrina wurden im Bungalow „Elephant“ einquartiert, während wir ins Zimmer „Waterbuck“ zogen. Nach einer kurzen Erfrischung versammelten wir uns für den High Tea an der Bar. Ich freute mich auf die frischen Früchte und den leckeren Salat nach dem eintönigen Essen der letzten Tage. Dann konnte das Abenteuer beginnen. Gleich um die Ecke beim Camp empfing uns ein grosser Elefantenbulle. Unser Guide wich von der Strasse ab und näherte sich vorsichtig dem Riesen. Obwohl wir Sabrina und Silvan vom Off-Road fahren vorgeschwärmt hatten, waren sie total überrascht, als Marka querfeldein über Baumstämme und Sträucher fuhr. Es war ein Genuss, umher chauffiert zu werden und für einmal nicht selber nach den Tieren suchen zu müssen. Aufgrund des noch kürzlich gefallenen Regens verteilten sich die Tiere auch im privaten Konzessionsgebiet gut. Andererseits erschwerte das hohe Gras und die Blätter an den Bäumen zusätzlich das Leben der Guide. Per Funk kam die Nachricht einer Leopardenbeobachtung. Marka machte sich sofort auf den Weg. Trotz erhöhter Geschwindigkeit fuhr er mit äusserstem Feingefühl durch beachtliche Schlaglöcher und über Bodenwellen. Er kannte den Busch so gut wie seine eigene Hosentasche. Es war schon dunkel, als wir bei der Leopardin ankamen. Diese war scheu und wanderte rastlos durch den dicken Busch. Wir kamen nur langsam voran, denn immer wieder mussten wir uns unter den Ästen der Bäume und Büsche ducken oder sie zur Seite halten. Für einen kurzen Moment ruhte die Leopardin bei einem Termitenhügel. Dort gelangen uns dank Scheinwerfer und unserem neuen lichtstarken Objektiv tolle Bilder. Danach machten wir den Platz frei für andere Besucher. In einem ausgetrockneten Flussbett stoppten wir für den Sundowner. Ich war überrascht, zumal es mittlerweile stockfinster war. Doch der Guide strahlte soviel Vertrauen und Wissen aus, dass ich die Pause unbeschwert geniessen konnte. Marka zauberte Gläser und diverse Getränke aus der Kühlbox und mischte unsere Drinks. Nach dieser prickelnden Leoparden-Begegnung konnten wir nun mit einem eisgekühlten Gin Tonic das Out-of-Africa Feeling genussvoll in uns ausbreiten lassen. Es war wundervoll und der Himmel war einmal mehr fantastisch. Der Grosse Wagen, die Milchstrasse, das Kreuz des Südens und der Skorpion – all das konnten wir klar und deutlich sehen. Es versetzt mich jedes Mal erneut in Staunen. Durch die stockdunkle Nacht fuhren wir zurück zur Lodge. 

Das Abendessen wurde im typisch afrikanischen Boma serviert. Ein grosses Feuer loderte in der Mitte, drum herum waren die Tische aufgestellt. Sie waren alle liebevoll gedeckt und Wolldecken hingen über den Stuhllehnen. Es war empfindlich kalt am Abend. Das „normale“ Abendessen wie auch die vegetarische Speise schmeckten vorzüglich. Mit einer warmen Bettflasche unter dem Arm spazierten wir zum Zimmer und schauten voller Vorfreude dem kommenden Tag entgegen.

Freitag, 17. Juni 2011: Timbavati (Motswari Lodge)

Um 5.30 Uhr wurden wir mit einem freundlichen „good morning“ durch einen Ranger geweckt. Wir krochen aus dem warmen Bett und schlüpften in unsere 1000 Kleiderschichten. Es war empfindlich kalt am Morgen, so kalt, dass der Ranger uns empfahl, die Bettflasche erneut mit heissem Wasser zu füllen und diese auf die Fahrt mitzunehmen. Das war eine tolle Idee! Nach einem kurzen Frühstück mit frisch gebackenen, noch immer warmen Muffins und einem heissen Tee ging es auf Pirsch. Wir waren alleine auf dem Fahrzeug, vielleicht war dies der Hochzeitsbonus von Sabrina und Silvan, von dem wir nun auch profitierten. Unsere erste Tierbeobachtung waren zwei junge Löwen, die die Guides Sohebele Brüder nannten. Es sind drei junge Löwen im Alter von 4.5 Jahren, bei denen allmählich die Mähne zu wachsen beginnt. An diesem Morgen lagen zwei der drei Brüder mit prallen Bäuchen im Gras beim Damm, nachdem sie sich an ihrer Beute vollgefressen hatten. Vom Büffelkalb war zwar nicht mehr allzu viel übrig, aber aufgrund seiner Position (es war an eine Staumauer gelehnt) und erstklassiger Fährtenlese konnten die Guides die Jagdszene rekonstruieren. Die Spuren im Sand in einiger Entfernung der „Todesstelle“ deuteten nämlich darauf hin, dass die Löwen eine Büffelherde im ausgetrockneten Flusstal aufscheuten. Anschliessend trennten sie das Büffelkalb von der Herde und jagten es in die Sackgasse beim Damm, wo es kein Entkommen gab. Es ist immer traurig, wenn ein junges Tier nach so kurzer Zeit bereits aus dem Leben gerissen wird. Aber das ist eben die Natur. Mit vollen Bäuchen machten die Löwen den Anschein, als würden sie keiner Fliege etwas zuleide tun. Faul lagen sie herum, kein Muskel, keine Wimper zuckte. Erst als ihnen der Geländewagen fast über den Pelz rollte, hoben sie kurz den Kopf. Lustigerweise ruhten die beiden in identischer Position parallel hintereinander und hoben jeweils gleichzeitig den Kopf, um danach im exakt selben Moment wieder umzufallen. Es sah wirklich witzig aus und man hätte glatt meinen können, sie wären Zwillinge. Unser Guide drängte auf eine Weiterfahrt, wir willigten schliesslich ein. Marka fuhr kreuz und quer durch das Timbavati Wildreservat, über überflutete Brücken und durch ausgetrocknete Flusstäler. Der dicke Busch (bis vor kurzem regnete es unüblicherweise für diese Jahreszeit noch) machte auch ihm das Leben schwer. Auf der Flugpiste standen Zebras. Sie halten sich tagsüber gerne in offenen, übersichtlichten Ebenen auf, wo sie ihre Feinde schon von weitem sehen können. Zurück im Camp luden wir unsere Fotosausrüstung sowie die warmen Kleiderschichten im Bungalow ab und trafen uns auf der Terrasse wieder zum Brunch. Das grosse Frühstücksbuffet bot eine reiche Auswahl und das gefüllte Omelett war genau auf den Punkt. Wir liessen es uns schmecken. Auch das Servicepersonal war flink, teilweise sogar etwas übereilt, denn wenn man nicht aufpasste, war Teller und Besteck samt Streichkäse verschwunden. Fortan waren wir auf der Hut vor dem „Kiri-Dieb“. 

Nach der Siesta versammelten sich die Gäste erneut in der Bar für eine Stärkung bevor es dann eine halbe Stunde später wieder hiess: lets rock `n roll! Die Luft war angenehm warm und ich spürte den Wind in meinem Haar. Wie immer waren wir aufgeregt, ob wir auf dieser Pirschfahrt unseren Favoriten, den Grosskatzen, begegnen würden. Dies klappte zwar vorerst nicht, aber wir kamen in den Genuss einer anderen, eindrücklichen Begegnung. Wir entdeckten nämlich eine riesige Elefantenherde mit ungefähr 35 Tieren, der wir uns in respektvollem Abstand näherten. Und plötzlich waren wir mitten drin. Überall um uns herum wimmelte es von Elefanten, die sich offensichtlich durch unsere Anwesenheit nicht irritiert fühlten. Wir konnten sogar den Nachwuchs in voller Pracht bewundern. Die einen waren noch etwas scheu und versteckten sich hinter der Mutter, andere hingegen streckten ihren Rüssel in die Luft, witterten und kamen auf uns zu. Elefanten spazierten sanft und ruhig an unserem Fahrzeug vorbei, sodass wir sie beinahe hätten berühren können. Wir konnten direkt in ihre Augen mit den langen Wimpern sehen. Dann wurde uns ein Ohrenschmaus ganz anderer Art geboten. Abwechselnd hörten wir die grauen Riesen trompeten und grollen. Zwei Jungbullen hatten eine kleine Auseinandersetzung und steckten weitere Herdenmitglieder an. Sabrina und ich waren gerührt und überglücklich. Unsere Augen füllten sich mit Freudetränen, zu gerne hätte ich diesen Augenblick für immer eingefangen. Es war einer von vielen magischen Momenten auf meinen Afrikareisen, an den ich mich noch lange mit Freude und Glücksgefühlen erinnern werde.  

Unweit der Elefantenherde stoppte Marka für den obligaten Sundowner. Einen romantischeren Ort hätte er nicht finden können. Wir waren am Ufer eines kleinen Sees, die untergehende Sonne färbte den Himmel in wunderschönen Rottönen und die Bäume spiegelten sich auf der Wasseroberfläche. Es war der perfekte Ort für eine kurze Fotosession. In der Zwischenzeit stellte Marka ein Tischlein auf, breitete eine Tischdecke darauf aus und servierte uns einen kleinen Snack. Es ist dunkel geworden und wir machten uns unter dem klaren Sternenhimmel auf den Heimweg. Dabei erwachte der Tracker Patrick offensichtlich aus seinem "Tiefschlaf" (er sass seit Beginn lustlos auf seinem Sitz auf der Motorhaube und machte keinen Mucks). Er entdeckte zu unserem Überraschen ein Chamäleon, das wir alle in die Hand nehmen durften. Es fühlte sich komisch und fremd an, war aber ein tolles Erlebnis. Wir kamen nicht weit und schon tauchte eine Hyäne auf. Marka erzählte uns, dass diese häufig Leoparden folgen würden und wir Ausschau nach der Katze halten sollen. Wir waren noch beschäftigt mit Fotografieren, als Marka schon den Leoparden erspähte. Dieser schlich sich an eine Herde Impalas heran, die hinter einem Erdwall ruhten. Wir waren zwar weit weg und es war stockdunkel, trotzdem waren wir alle sehr aufgeregt, vielleicht bald Zeuge einer Jagd zu werden. Marka gab die Position dem Eigentümer dieses Grundstücks durch und als dieser eintraf, mussten wir leider das Feld räumen. Wir waren enttäuscht, dass wir das Schauspiel nicht weiterverfolgen durften und versuchten Marka zu überreden, in weniger Entfernung abzuwarten, ob sich noch etwas tut. Er hingegen hatte seine eigenen Pläne und vertröstete uns, dass er benachrichtigt würde, falls die Jagd erfolgreich wäre. Gehört hatten wir allerdings nichts mehr. Es war schon spät als wir das Camp erreichten. Deshalb gingen wir direkt zum Abendessen und anschliessend schlafen. Es war ein aufregender Tag.

Samstag, 18. Juni 2011: Timbavati (Motswari Lodge) 

Erneut machen wir Jagd auf die „Big Five“ – und wurden fündig. Im sandigen Flussbett, unweit vom Damm, stiessen wir wieder auf die Sohebele Brüder. Sie sind nicht weit gekommen in der letzten Nacht. Bei unserer Ankunft rollte sich eine Miezekatze auf den Rücken und streckte alle viere von sich. Auch der Bruder genoss den weichen Untergrund und machte ein Nickerchen. Nichts war zu hören ausser dem Klicken unserer Kameras.  

Nach einer Weile fuhren wir weiter und erhielten unterwegs die Position eines Leoparden gefunkt. Wir waren aufgeregt und konnten es kaum erwarten, die wunderschöne Raubkatze zu sehen. Nur langsam konnten wir uns ihr nähern, denn wir mussten durch dichtes Gestrüpp, über umgeknickte Baumstämme und alle anderen, im hohen Gras verborgene, Hindernisse fahren. Es rumpelte und schüttelte ganz gewaltig auf dem Fahrzeug. Bedauerlicherweise war Marka mehr mit der Ortdurchgabe an andere Guides beschäftigt, als dass er uns in eine gute Fotoposition gebracht hätte. Nur einmal ganz kurz hielt die Leopardin bei einem Termitenhügel inne. In diesem Moment konnten wir sie gut ablichten, ansonsten erwies es sich als sehr schwierig. Nach nur zehn Minuten mussten wir bereits wieder den Platz frei geben. Auf der Retourfahrt Richtung Camp begegneten wir noch einer grossen Büffelherde.  

Wieder war unser Frühstückstisch sehr liebevoll gedeckt und uns stand eine reiche Auswahl zur Verfügung. Es fehlte an nichts. Die Putzarbeiten übernahmen an diesem Morgen zur Abwechslung die Grünen Meerkatzen. Jeder Krümel wanderte schnurstracks ins Maul der Affen. Dafür gönnten sie uns ein paar tolle Portraitaufnahmen. 

Am Nachmittag ging’s Richtung Süden, in der Hoffnung, auf die Löwen mit Babys zu stossen, die am Morgen gesichtet wurden. Diese waren jedoch verschwunden. Anstatt dessen wurden wir mit zwei Nashornweibchen vertröstet – auch nicht schlecht. Die beiden Kolosse kamen Seite an Seite grasend auf uns zu. Uns gelangen tolle Aufnahmen! Die Damen waren ständig in Bewegung und hielten uns auf Trab. Leider hatten wir, als das Licht besser wurde, einen suboptimalen Winkel und kurz darauf mussten wir Platz machen für andere Besucher. Diese Regel ist ja einerseits gut für die Tiere, aber für die Touristen ist es frustrierend, wenn man kaum angekommen, das Feld schon wieder räumen muss. Es war schon dunkel als per Funk die erfreuliche Botschaft einer Leopardenbeobachtung kam. Kurze Zeit später waren wir zur Stelle. Eine junge Leopardin war bei der Flugpiste auf Beutesuche. Es war schwierig, ihr im dichten Busch zu folgen. Wiederum verliess Marka die Raubkatze für unseren Geschmack zu früh. Wir schauten wehmütig zurück und bemerkten, dass die Leopardin ins offene Gelände wechselte. Wir konnten zwar Marka noch umstimmen, nochmals zurück zu fahren, aber da war es bereits zu spät. Schade. Auf dem Heimweg tauchten die Sohebele Brüder wieder vor uns auf. Sie sind knapp 1.5 Kilometer gewandert und machten sich nun auf der weichen Strasse breit. Unsere Anwesenheit kümmerte sie wenig und vertreiben wollten sie sich erst recht nicht lassen. Wahrscheinlich dachten sie, dass sie zuerst dort waren... Deshalb fuhren wir schliesslich einen Bogen um sie herum.  

Als Letzte erreichten wir das Camp. Obwohl wir teilweise etwas frustriert waren, weil wir gerne länger bei den Tieren geblieben wären, durften wir uns mit der Tagesausbeute (alle "Big Five") zufriedengeben. 

Sonntag, 19. Juni 2011:  Timbavati (Motswari Lodge) – Krüger Nationalpark (Berg-en-dal)

Der letzte Morgen im Timbavati Reservat brach an und noch immer hatten wir keine Wildhunde gesehen. Naja, eine Chance hatten wir noch. Neugierig gingen wir auf Pirsch. Wir beobachteten eine Giraffengruppe, die sich keine zehn Meter entfernt einem ausgiebigen Blätterfrühstück widmete, bei der Flugpiste schaute eine Zebraformation gespannt in unsere Kameras und ein Schakal nutzte die Gunst der Stunde, um einige Brocken eines Kadavers zu ergattern, während die scheuen Löwen das Feld räumten und sich erfolgreich vor uns im Busch versteckten. Schliesslich erreichten wir den Ort, der Marka per Funk durchgegeben wurde. Ein Leopard hatte seine Beute auf einen Baum geschleppt. Vom Duiker war nicht mehr viel übrig und leider suchte der Leopard das Weite, als wir ankamen. Sabrina konnte ihn noch kurz sehen, aber dann verschwand er im dicken Busch. Zuletzt trafen wir noch auf eine Elefantenherde in einem ausgetrockneten Flussbett. Sie gruben Löcher in den weichen Sand, um an Wasser heran zu kommen. Dies sah jedoch mehr als Vergnügen als nach einem körperlichen Verlangen aus.  

Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf den Weg in den Krüger Park für eine letzte Nacht in Berg-en-dal. Es war eine lange Fahrt und so blieb nicht mehr viel Zeit für Tierbeobachtungen. Wenigstens wurden wir Zeugen eines weiteren atemberaubenden Sonnenuntergangs. Bei Dunkelheit erreichten wir das Rastlager Berg-en-dal, das wahrlich nichts Besonderes war. Die Zimmer waren zwar geräumig, aber schmutzig. Ich war froh, dass wir bloss eine Nacht gebucht hatten.

 

Montag, 20. Juni 2011: Krüger Nationalpark (Berg-en-dal) – Ithala (Ntshondwe)

Der letzte Tag im Krüger Nationalpark war gekommen. Wie immer verliessen wir um 6.00 Uhr das Camp. Es war ein ruhiger Morgen. Unsere erste Tierbeobachtung war ein einsames Nashorn in einem Hang, das hinter vielen Sträuchern und Büschen an den Gräsern zupfte. Wir verweilten einen Moment an diesem Ort. Das Drei-Tonnen-Schwere Tier wanderte hin und her, aber machte keine Anstalten, in die Nähe der Strasse zu kommen. Deshalb fuhren wir weiter und bogen in eine Schotterpiste ein, die zurück zum Gate führte. Zum Abschied begegneten wir einer dreiköpfigen Nashornfamilie, die friedlich neben dem Wegrand graste. Zwar versperrten uns immer wieder Sträucher und Büsche die volle Sicht auf die Boliden, aber es gelangen ein paar wirklich gute Bilder. Da war die Freude umso grösser, als der Papa die Rhino-Toilette auf der anderen Strassenseite benutzte und formatfüllend ins Bild trat. Danach gesellte er sich wieder zu Frau und Kind. Es war ein tolles Abschiedsgeschenk.  

Wir hatten uns fest vorgenommen, den Park um 10.00 Uhr zu verlassen, um für die lange technische Verschiebung durch Swaziland bis in den Ithala Nationalpark genug Zeit zu haben. Aber eigentlich war es schon im Vorfeld klar, dass wir dies nicht schaffen und unter Zeitdruck kommen würden. Und genau so kam es auch. Es war schon nach 10.00 Uhr, als wir schliesslich die letzten Kilometer zum Gate preschten. Die Ausreiseformalitäten waren gottseidank schnell erledigt. Obwohl die Zeit rannte, konnten wir uns einen weiteren Stopp auf der Brücke hinter der Parkgrenze nicht verkneifen. Denn von dort hatten wir einen guten Ausblick auf den Crocodile River, der ein Paradies für Krokodile zu sein schien. Die Reptilien räkelten sich mit offenem Maul zu Massen auf der Sandbank. Wehmütig verliessen wir nun definitiv diesen herrlichen Garten Eden und begaben uns ins wahre Afrika. Wir fuhren südlich via Malelane zum Grenzübergang nach Swaziland bei Jeppe’s Reef. Kurz vor dem Grenzübergang passierte es dann: Reifenpanne. Ich fuhr links ran. Da sich das Reserverad im Kofferraum unter unserem Gepäck befand, mussten wir zuerst alle Gepäckstücke auf den Hintersitz umladen. Ein junger Mann eilte uns zu Hilfe und so war der Pneu nach nur 10 Minuten gewechselt. Wir bedankten uns mit einem Trinkgeld von 100 Rand. Das war bestimmt einen Monatslohn für diesen Herrn, aber wir waren froh, nicht weitere Zeit mit Radwechsel verloren zu haben. Es war ohnehin schon spät. Wenigstens verlief die Einreise ins Königreich Swaziland reibungslos. Nach der Grenze erkundigten wir uns bei der ersten Tankstelle, ob sie uns den Reifen flicken konnten. Dieser wollte zuerst die Arbeit machen und anschliessend über den Preis verhandeln. Aber Marcus blieb hartnäckig und hackte nach. Schliesslich stellte sich heraus, dass er für diese Reparatur gar nicht ausgerüstet war. Wir mussten uns weiter auf die Suche machen, denn ein zweites Reserverad hatten wir nicht. Bei der nächsten Tankstelle fragten wir erneut nach – diesmal waren wir erfolgreich. In der kleinen Werkstatt wurde der Schaden zu einem Preis von 30 Rand schnell behoben. Auf der Weiterfahrt bedeckten dichte Pinienwälder den grössten Teil des Landes, die hauptsächlich durch Aufforstung entstanden sind. Diese befinden sich vor allem im Highveld, das ansonsten von Grasland geprägt ist. Wir folgten der Hauptstrasse via Piggs Peak, Mbabane, Manzini, Big Bend nach Lavumisa, wo wir wieder nach Südafrika einreisten. Glücklicherweise war der Weg bis ins Schutzgebiet Ithala durchgehend geteert, so dass wir zügig vorankamen. Lediglich einigen Eseln, Kühen und Ziegen auf der Strasse mussten wir regelmässig ausweichen. Immer wieder rechneten wir die benötigte Zeit für die verbliebenen Kilometer aus. Einziger Vorteil dieser Misere war, dass die sonst wahrscheinlich eher öde Fahrt von Anfang bis zum Schluss spannend blieb. Der N2 folgten wir bis Pongola, bogen dann nach einem kurzen Tankstopp in die R66 ab und nahmen damit die letzten 43km in Angriff. Gemäss Website war der Park bis 18.00 Uhr offen, hoffentlich wussten das auch die Parkverantwortlichen. Es war bereits dunkel, als wir durch das kleine Dorf in Kwazulu Natal brausten. Ab hier mussten wir den Strassenschildern folgen, was gar nicht so einfach war ohne Strassenbeleuchtung. Eine schmale geteerte Strasse führte uns den Berg hinunter. Nach einigen Fahrtminuten erwarteten wir hinter jeder Kurve das Tor zum Ithala Wildreservat. Aber es kam und kam nicht. Langsam hatte ich meine Zweifel. Aber umkehren war auf dieser Strasse ein Ding der Unmöglichkeit. Jetzt half nur noch beten, denn die Zeit rannte uns davon. Endlich tauchte eine Tafel mit der Aufschrift „Ithala Game Reserve“ vor uns auf. Geschafft! Gemütlich brachten wir nun die letzten sieben Kilometer zum Ntshondwe Camp hinter uns. An der Rezeption reservierten wir einen Tisch im Restaurant, wo wir uns bedienen lassen konnten. Nach dieser Anspannung und sieben Stunden am Steuer war ich “groggy”. 

Dienstag, 21. Juni 2011: Ithala (Ntshondwe) – Mkuze Falls (Mkuze Falls Lodge)

Wir erkundigten uns am Vorabend an der Rezeption nach den besten Routen im Park. Der Herr empfahl uns den Ngubhu Loop, wo häufig Elefanten anzutreffen sind. Wie immer verliessen wir das Camp noch bei totaler Finsternis. Unser Ausflug führte uns in den Hügel hinauf durch einen „Elefantenwald“ mit Unmengen Dung. Wir tuckerten eine Zeit lang vor uns hin, ohne auch nur einen einzigen Dickhäuter zu sehen oder zu hören. Aber aufgrund deren Hinterlassenschaften mussten diese hier irgendwo sein. Es dauerte nicht mehr lange, und eine Elefantenkuh mit ihrem Jungtier stand vor uns. Die Tiere wirkten aufgeregt, stellten ihre Ohren und nahmen Drohgebärde ein. Ich stoppte sofort. Mir war mulmig und ich erinnerte mich an frühere ungemütliche Begegnungen. Wir warteten ab und beobachteten die grossen Grauen aus sicherer Distanz. Schliesslich verschwanden sie hinter einem kleinen Hügel. Langsam fuhr ich vorwärts. Die Fenster hatten wir alle geöffnet, um weitere Elefanten zu hören, die sich eventuell im Wald versteckt hielten. Laut knackten Äste auf unserer linken Seite. Ich zuckte zusammen. Erst auf gleicher Höhe erkannten wir den Elefanten, der nur wenige Meter neben dem Wegrand im Wald stand. Wahnsinn, wie sich selbst solch grosse Tiere im Busch verstecken können! Er gab ein tiefes Brummen von sich und kam mit aufgeklappten Ohren einige Schritte auf uns zu. Reflexartig drückte ich das Gaspedal herunter. Und da tauchte die Elefantenkuh mit ihrem Jungen wieder vor uns auch. Nun waren wir umzingelt von Elefanten. Links ging es steil den Hang hinauf, rechts schroff hinunter und in der Mitte standen wir auf der holprigen schmalen Fahrbahn, auf der ich nicht umdrehen konnte. Wir mussten uns also zwischen vorwärts und rückwärts entscheiden. Es war eine unangenehme Situation und mein Herz raste. Wir sassen in der Falle. Egal für welche Option wir uns auch entschieden, an einem Elefant mussten wir so oder so nochmals vorbei. Es stand 3:1, dass rückwärts fahren die bessere Lösung war. Ich legte also den Rückwärtsgang ein, fasste meinen ganzen Mut zusammen und preschte am unzufriedenen Elefanten vorbei. Erst in sicherem Abstand konnte ich aufatmen und schliesslich auch das Auto drehen. Noch lange danach diskutierten wir über diese brenzlige Situation. Wir waren uns einig, dass rückwärts fahren definitiv die sicherere Variante war. Und mittlerweile war uns auch klar, weshalb Besucher in diesem Park gebeten werden, einen Sicherheitsabstand von 50m zu Elefanten zu halten. Mit diesen Dickhäutern war nicht gut Kirschen essen. 

Nach diesem Schreck schlugen wir vorerst einen gemütlicheren Weg ein. Die Strecke brachte uns noch ein paar schöne Tierbegegnungen ein. Zebras, Gnus und eine Straussenfamilie durften wir beobachten. Sogar Giraffen konnten wir sehen, und für einmal sogar auf Augenhöhe, da uns diese von weiter unten im Hang neugierig musterten. Danach ging es für eine kurze Pause zurück ins Camp, wo wir auf Steinfelsen diverse Klippschliefer entdeckten. Diese zeigten kaum scheu. Daher gelangen uns ein paar wirklich gute Aufnahmen. Nun machten wir uns auf den Weg zur Mkuze Falls Lodge. Sabrina entdeckte in der Ferne auf einem Hügel noch eine Gruppe Nashörner. Wie schon im Krüger wurden wir auch hier von Rhinozerossen verabschiedet.  

Wir kamen zügig voran auf der Teerstrasse und bogen schon bald darauf in die Schotterstrasse zur Mkuze Falls Lodge ab. Auf den letzten Metern vor dem Gate trafen wir auf diverse Nyalas von gross bis klein sowie auf Männlein und Weiblein in unmittelbarer Nähe. Diese zeigten keine Scheu und so schossen wir endlich die gewünschten Bilder von dieser eleganten Antilope. Auch an mehreren, relativ zutraulichen, Warzenschweinen kamen wir vorbei. In der Lodge bezogen wir unsere Zimmer Nummer 6 und 7 und genossen anschliessend ein Mittagessen à la Carte auf der Aussichtsterrasse. Zu unserer Freude waren wir die einzigen Gäste hier und konnten das Anwesen daher ganz für uns alleine geniessen.

Nach dem High Tea ging es mit einem Ranger im offenen Geländewagen durch den Busch. Kaum waren wir 15 Minuten unterwegs, folgte unser Tracker zu Fuss frischen Löwenspuren. Von einem kleinen Erdwall sah er die Miezekatzen im Gras liegen. Wir kehrten um und näherten uns den Löwen, die grenzenloses Staunen und grosse Begeisterung auslösten. Es waren fünf heranreifende Löwenmännchen und zwei Weibchen, die vor kurzem ein Nyalabock rissen. Mittlerweile nagte nur noch das dominante Männchen an den Überresten der Beute. Die anderen Rudelmitglieder lagen müde im hohen Gras, gähnten, rollten sich auf den Rücken und streckten alle viere von sich. Nichts war zu hören ausser dem Klicken unserer Kameras. Ein zweites Männchen versuchte sich dem Alphatier und dessen Beute zu nähern. Obwohl er Desinteresse vortäuschte, wurde sein Vorhaben schnell durchschaut. Durch ständiges Knurren signalisierte der Anführer seinem Bruder, wer hier das Sagen hatte. Eine Zeit lang hielt sich der Unterwürfige zurück, aber schliesslich war der Hunger oder der „Glust“ doch zu gross. Er überschritt die Toleranzgrenze und kassierte eine gewaltige Ohrfeige. Wow, das war eindrücklich! Die Löwen waren überhaupt nicht beeindruckt von unserer Anwesenheit, wir dafür umso mehr von ihnen, genossen jede Minute und vergassen dabei komplett die Zeit. Schliesslich wollte unser Guide weiterziehen, wir hingegen waren ganz anderer Meinung. Er konnte uns erst mit Geparden, die ganz in der Nähe beobachtet wurden, weglocken. Und tatsächlich trafen wir nach nur fünf weiteren Minuten auf die vier Gepardenbrüder. Die Dämmerung setzte bereits ein, aber mit dem neuen, lichtstarken 2.8f Objektiv gelangen trotzdem gute Bilder. Im Vergleich zu den selbstsicheren Löwen zuckten die Geparde schon beim kleinsten Geräusch zusammen und scannten immer wieder die Umgebung. Die zierlichen Katzen mussten stets auf der Hut vor stärkeren Konkurrenten sein. Damit endete der Tag sozusagen mit einer Zugabe zu den "Big Five". Das dachten wir zumindest... Auf dem Rückweg knipste der Tracker seinen Handscheinwerfer an, und hielt Ausschau nach nachtaktiven Tieren. Auf seinem Sitz auf der Motorhaube entging ihm nichts. Plötzlich erspähte er eine Servalkatze. Dieses Raubtier hatten wir noch nie zuvor so klar und deutlich gesehen. Es war ein genialer Tag und allein wegen diesem Game Drive hat sich der Aufenthalt in dieser Lodge schon gelohnt. 

Unser Esstisch im Boma stand neben einer grossen Feuerstelle, wo wir den Abend bei einem herrlichen Essen ausklingen lassen konnten. Ein gigantischer Sternenhimmel überspannte das Firmament. Das Feuer prasselte und knisterte. Tiefe stille herrschte, und doch schien die Nacht lebendig mit ihren tausend Stimmen. In der Ferne brüllte ein Löwe. Es war ein Abend wie im Traum. Romantischer kann Safari kaum sein! 

Mittwoch, 22. Juni 2011: Mkuze Falls (Mkuze Falls Lodge)

Vor Sonnenaufgang machten wir uns auf die Jagd nach neuen Fotomotiven. Und wieder entdeckte der Tracker nach nur wenigen Minuten in der Ferne das Löwenrudel, das wir schon am Vortag gesehen hatten. Für uns waren die Löwen noch nicht sichtbar, aber der Guide führte uns näher heran. Die Löwen hatten vor nicht langer Zeit einen grossen Büffelbullen gerissen, einen sogenannten „Dagger“, wie ihn die Guides nannten. Die älteren Bullen werden aus der Herde verstossen und bilden eine Gemeinschaft unter Gleichgesinnten. Diese Büffel sind unberechenbar und besonders gefährlich, auch Raubtiere müssen sich vor ihnen in Acht nehmen. Dieses Löwenrudel war hingegen so stark, dass sie selbst einen solch massigen Bullen mühelos erlegen konnten. Als wir beim Tatort ankamen, war die Nase abgebissen und die muskulösen Partien der Hinterhand teilweise abgenagt. Es sah makaber aus. Selbst die Guides waren erstaunt, dass ein „Dagger Boy“ Opfer der Löwen wurde. Sie mussten ihn von vorne attackiert haben, bissen in seine Nase und schneideten ihm so die Luft ab. Gleichzeitig schwächten ihn die anderen Löwen durch Bisse ins Rückenmark und brachten ihn schliesslich zu Fall. Wir schauten dem Geschehen lange zu, fotografierten eifrig und filmten die Szene. Nur das unaufhörliche Gelaber und Gekicher der Guides nervte, vor allem auf dem Film, denn dadurch ist der Ton unbrauchbar. Ganz spurlos schien die Jagd nicht an den Löwen vorbei gegangen zu sein. Erschöpft und vollgefressen lagen sie im Gras und erholten sich von den Strapazen. Immerhin haben sie einen tonnenschweren Büffel erlegt. Wirklich hungrig waren sie jedoch nicht mehr, obwohl sie erst wenig gefressen hatten. Aber Löwen sind Opportunisten und greifen immer zu, wenn ihnen eine Chance geboten wird. Aus dem Nichts erschienen zwei mutige Büffelbullen, die ihrem Freund zu Hilfe kommen wollten. Diese realisierten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es um ihren Freund bereits geschehen ist. Langsam näherten sie sich. Zwei Löwenmännchen waren nicht erfreut über deren Auftauchen und nahmen sie ins Visier. Schliesslich rannten sie auf die tonnenschweren Büffel zu und jagten sie einige Meter davon. Dann drehte sich das Spiel und die Löwen waren die Gejagten. Beide mussten sich voreinander in Acht nehmen, denn das Spiel kann für beide tödlich enden. Die Büffel kamen verblüffend nahe an das Rudel heran. Eine Löwendame liess sich nicht von ihrer Mahlzeit abbringen und es schien, als wollten die Büffel sie attackieren. Aber der Schein trog. Plötzlich preschte ein Bulle voran und verjagte die zweite Löwendame, die sich unauffällig im Hintergrund aufhielt. Währenddessen drehte ein kräftiger Löwe den toten Büffel auf den Rücken, so dass dieser alle viere in die Luft streckte. Das warme Fleisch dampfte. Erst jetzt erkannten die Büffel den Ernst der Lage und liessen von ihren Hilfeversuchen ab. Es war ein eindrückliches Schauspiel, dem wir stundenlang hätten zusehen können. 

Zurück in der Lodge genossen Sabrina und ich nach dem reichhaltigen Brunch eine entspannende Massage. Der Nachmittag war nicht mehr so ereignisreich, immerhin konnten wir vier riesige Elefantenbullen aus nächster Nähe beobachten. Ihr tiefes Brummen und das Rascheln der Gräser waren zu hören. Besonders eindrücklich war die Grösse eines Dickhäuters, aber auch sein schrumpeliger Kopf. Er war ein alter, aber friedlicher Greis. Auf dem Rückweg begegneten wir diversen Nyalas und einem toten Gnu, dessen Todesursache unklar war. Auf unsere Frage, woran das Tier gestorben sei, antworte der Guide „an HIV“. Er fand sich offenbar besonders witzig, wir fanden sein Verhalten geschmacklos und deplatziert. Auch an diesem Abend sahen wir zum Abschluss eine Servalkatze bevor wir die Lodge erreichten. Diesmal wurde das Abendessen im Saal serviert, da die Temperaturen weiter sanken und in den kommenden Tagen sogar Schnee erwartet wurden. Wir konnten es kaum glauben!

Donnerstag, 23. Juni 2011: Mkuze Falls (Mkuze Falls Lodge) – Hluhluwe Umfolozi Nationalpark (Hilltop Camp)

Es war ein ruhiger Morgen. Vor uns stieg tiefrot die Sonne über den Horizont. Es war ein Sonnenaufgang wie im Bilderbuch. Abgesehen davon gab es leider nichts zu sehen, nicht mal die üblichen Verdächtigen bekamen wir zu Gesicht. Der wortkarge Ranger fuhr auf den Hügel hinauf, stets dem Zaun entlang. Wir hatten den Eindruck, dass dieser Ausflug eher der Zaunkontrolle als der Suche nach Tieren galt. Schade, das hinterliess bei uns einen bitteren Nachgeschmack. Stunden später entdeckte der Tracker vier Brautmaulnashörner in der Ferne. Erst auf unser Drängen versuchte der Guide, näher an die Rhinozerosse heran zu kommen. Auf der Strasse gelang uns dies jedoch nicht. Deshalb gingen wir zu Fuss im Gänsemarsch weiter. Die Tiere waren allerdings scheu und trabten jedesmal davon, wenn wir uns wieder etwas näher heran pirschten. Ein Gruppenfoto gelang uns trotzdem. Bei einer toten Giraffe sahen wir Löwen- und Hyänenspuren. Die Raubtiere waren natürlich längst weg und Wegweiser hatten sie auch nicht hinterlassen. Ich war dankbar, als wir zurück in der Lodge waren. Die Fahrt war kein Zuckerschleck (sehr holprig) und macht keinen Spass, wenn man stets das Gefühl, unerwünscht zu sein.

In der Lodge gönnten wir uns noch einmal einen Brunch mit Eiern, Yoghurt und frischen Früchten. Dann verabschiedeten wir uns vom Manager, der sehr nett und aufgeschlossen war. Ganz im Gegenteil zum Ranger, der sogar noch zu faul, sein Trinkgeld abzuholen. Dann fuhren wir einem weiteren Höhepunkt unserer Reise entgegen. Von Mkuze Falls Lodge bis in den Hluhluwe Umfolozi Park war es nur ein Katzensprung. Weltbekannt wurde dieser Nationalpark mit seinem Programm „Operation Rhino“, das die Breitmaulnashörner vor dem Aussterben bewahrte und die Spitzmaulnashörner zur grössten Population in ganz Afrika anwachsen liess. Natürlich wollten wir so schnell wie möglich auf Rhino-Pirsch. Auf dem Weg zum Hilltop Camp begegneten wir als erstes aussergewöhnlich relaxten Zebras, die sich auf der Strasse aufhielten. Die Vegetation im Hluhluwe war grün, aber noch weniger überschaubar als im Krüger. Ebenfalls war die Gegend sehr hügelig, was ein ständiges auf- und abfahren bedeutete und so mussten wir auch nach den Tieren immer bergauf oder bergab schauen. Im Camp angekommen wollten wir die Hütten beziehen und schrieben uns zugleich für die Nachmittags- / Nachtsafari und ein anschliessendes Abendessen im Restaurant ein. Auf meine Frage nach den Schlüsseln zum Zimmer entgegnete mir der Herr, dass es keine gäbe. Diebstahl soll hier kein Problem sein. Na toll, unsere Fotoausrüstung war da wohl ausgeschlossen. Es hatte zwar einen kleinen Tresor, aber da passte unsere Ausrüstung niemals rein. Wir trauten der Sache nicht und beschlossen, die Ausstattung entweder im Auto einzuschliessen oder mit ins Restaurant zu nehmen. 

Da die geführte Safari bereits um 17.00 Uhr losging, blieb nicht mehr viel Zeit für eine individuelle Pirschfahrt. Wiederum war der offene Geländewagen bis auf den letzten Platz ausgebucht. Auf der Tour begegneten wir einer Büffelherde, Giraffen beim Schlafen und einem Löwenrudel. Ein Löwe war extrem abgemagert, er litt offensichtlich an Tuberkulose. Es sah schrecklich aus. Gegen 20.00 Uhr liefen wir wieder im Camp ein. Das Abendessen im Restaurant konnte als durchschnittlich bewertet werden und nach einer warmen Dusche fielen wir müde ins Bett.

 Freitag, 24. Juni 2011: Hluhluwe Umfolozi Nationalpark (Hilltop Camp)

Endlich konnten wir auf Rhino-Pirsch gehen. Es dauerte auch gar nicht lange, bis Marcus die ersten Nashörner sichtete, die wenige Meter neben dem Wegrand ruhten. Um 7 Uhr war auch bei ihnen tagwach. Vorbildlich starteten sie mit Morgensport in den neuen Tag. Es war toll ihnen beim spielerischen Kräftemessen zuzusehen. Als unerwarteter Höhepunkt kamen die drei als geschlossene Formation auf unseren Jeep zu. Mein Puls erhöhte sich. Erleichtert atmete ich auf, als die tonnenschweren Tiere abdrehten. Ich war müde an diesem Morgen und kämpfte gegen Sekundenschlaf am Steuer. Deshalb peilten wir nochmals das Camp für ein Nickerchen an. Danach stand die grosse Tour in den Umfolozi auf dem Programm. Lange Zeit mussten wir uns mangels Tierbeobachtungen selber unterhalten. Dann trafen wir erneut auf eine Nashornfamilie mit Baby, die langsam, immer wieder an den seitlichen Büschen knabbernd, auf uns zukam. Die Nashornmutter war sehr geduldig und liess sich in allen möglichen Posen ablichten. Schlussendlich verschwand sie mit dem Baby im Schlepptau im Gebüsch. Es war schön zu sehen, dass es in diesem Park noch so viele Exemplare dieser bedrohten Tierart gibt. 

Zebras, Grüne Meerkatzen und Paviane durchstreiften den Busch. Auch die Vogelbeobachtungen mit Woodland Kingfisher, Wiedehopf und Bienenfresser waren bemerkenswert. Wir fuhren durch herrliches Rhinogebiet und sahen haufenweise deren "Toiletten". Und immer wieder entdeckten wir Breitmaulnashörner in Nah und Fern. Wir waren überzeugt, dass wir in diesem Park Nashörner antreffen würden. Aber dass es gleich so viele sein werden, damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Als wir auf unserer „Rhinozeross-Statistik“ am ein und demselben Tag bei 20 Tiere angelangt waren, zählten wir nicht mehr weiter. 

Auf der Rückfahrt entdeckte Marcus Geparden im Gebüsch. Sie waren zwar nicht weit entfernt, aber diverse Äste schränkten unsere Sicht enorm ein. So erkannten wir erst auf den zweiten Blick, dass die Gepardin zwei Jungtiere dabei hatte. Bald spazierten die Katzen parallel zur Strasse. Inzwischen war die Schotterpiste zugeparkt mit Autos, aber wir hatten den Logenplatz, als die grazilen Raubkatzen die Piste überquerten. So gelangen auch einige hübsche Portraitaufnahmen. Danach ging’s im Schnelltempo zurück ins Camp, denn auch hier schlossen die Tore im Camp um 17.30 Uhr. 

Wir genossen ein herzhaftes Mahl im Mpunyane Restaurant im Camp und legten uns anschliessend schlafen.

Samstag, 25. Juni 2011: Hluhluwe Umfolozi Nationalpark (Hilltop Camp) – Durban – Johannesburg - Zürich

Ein letztes Mal begaben wir uns nach Toröffnung auf Pirschfahrt. Wir entschlossen uns, erneut eine Runde im Umfolozi zu drehen, bevor wir um 11.00 Uhr den Park verlassen mussten. Den ersten Teil brachten wir daher zügig hinter uns und wählten wiederum die Schotterpiste, auf der wir am Vortag so viel Pirschglück hatten. Schon bald stiessen wir auf eine grosse Giraffenherde, die entlang der Strasse marschierte. Irgendwie scheinen diese Tiere in einer eigenen Dimension mit einer eigenen Geschwindigkeit zu leben. So erscheint es zumindest, denn wenn sie rennen, geschieht das für unsere Augen in Zeitlupe. Abgesehen davon war das tierische Angebot bescheiden. Es schien allerdings zur Gewohnheit geworden zu sein, dass wir von Rhinos aus den staatlichen Parks verabschiedet werden. Zuletzt trottete ein Nashornbulle gemächlich über die Strasse vor unserem Auto. Nun ging die Fahrt zurück zum Nyalazi Gate, wo wir die afrikanische Tierwelt hinter uns lassen mussten. Die letzte Etappe zum Flughafen Durban stand an. Die wenigen Meter Grasland neben der Strasse wurden ausgiebig von Eseln, Ziegen und Rindern genutzt. Und diese konnten jederzeit Lust auf einen Strassenbummel bekommen. Daher war besondere Vorsicht geboten am Steuer. Ebenfalls war die Fahrbahn gesäumt von Menschen, die etwas transportierten, hüteten oder auf etwas warteten, was sie transportieren könnte. Nach knapp zwei Stunden erreichten wir den Flughafen nördlich von Durban. Es war Zeit, Abschied zu nehmen von Afrika, aber mit dem ganz festen Vorsatz, bald wiederzukommen. Unser Gepäck liessen wir bis Zürich durchchecken. Nach einem kurzen Inlandflug landeten wir in Johannesburg. Den Transitbereich kenne ich mittlerweile nur zu gut und wusste daher genau, in welchen Shops ich mir die Zeit vertreiben wollte. Die Männer hingegen interessierte dies weniger. Sie diskutierten rege und waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie, als es Zeit zum Borden war, ohne nachzudenken los liefen. Natürlich schlugen sie die falsche Richtung ein. Letztlich fanden aber auch sie das richtige Gate und wir nahmen unsere Plätze in der Swiss Maschine ein. Nach dem Abendessen sanken alle in einen leichten Schlaf. Und am nächsten Morgen hatten wir bereits wieder Schweizer Boden unter den Füssen. 

Wieder war ein toller Urlaub vorbei und wir haben einen weiteren Teil vom Südlichen Afrika kennengelernt. Es war eine Reise mit unvergesslichen Augenblicken, auch wenn wir uns im Krüger etwas mehr Tierbeobachtungen gewünscht hätten. Dafür begegneten wir ausserordentlich vielen Rhinozerossen, die letztlich zum Titel dieses Reiseberichts geführt haben. Es hat auch Spass gemacht, diesmal nicht ganz alleine unterwegs gewesen zu sein! Sabrina und Silvan haben Neuland betreten und waren begeistert. Und ich bin überzeugt, dass es auch für sie eines Tages ein Wiedersehen mit Afrikas Tierwelt geben wird. 

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Auge in Auge mit der Elefanten-Matriarchin